Eine "Eintritts-Karte" von 1843
Zuerst ein kleiner Ausflug in die historischen Anfänge der Steiermärkischen Landesbibliothek: Am 26. November 1811 wurde den Herren des Landtages die von Erzherzog Johann unterschriebene Stiftungsurkunde für das "Innerösterreichische Nationalmuseum", das bald den Namen "Joanneum" erhielt, überreicht. Die Schenkung des Erzherzogs umfasste auch eine großzügige Bücher- und Zeitschriftenspende (ca. 30.000 Exemplare), die den Grundstock für die "Lese-Anstalt" darstellte. Von Anfang an wurde dabei Wert auf Disziplin und Ordnung gelegt.
Die erste Lesesaalordnung enthält einige Passagen, die aus heutiger Sicht belustigend wirken, wie: "Zänkereien und störender Wortwechsel können die Abweisung der Unruhigen nach sich ziehen" oder "Hunde dürfen nicht mitgenommen werden, und es darf nicht Tabak geraucht werden". Erzherzog Johann legte Wert darauf, dass als Lesestoff "keine Romane, Flugschriften, Schmähschriften usw. und nichts aus dem Heere der gehaltlosen Schriften" dienten und gab Weisung einer strengen, fast militärischen Ordnung in den Lesezimmern. Neben dem hohen Niveau der Geistigkeit, kam auch die "Freigeistigkeit" nicht zu kurz. Diese fand unter anderem ihren Ausdruck im Abonnement von 16 polizeilich verbotenen ausländischen Zeitungen (ab 1839). Die Öffnungszeiten waren zur Gänze auf die Freizeit der Beamten, Studenten und Geschäftsleute ausgelegt; die am 1. Jänner 1812 eröffnete Lese-Anstalt war unter der Woche von 7 bis 9 Uhr und von 17 bis 19 (im Winter bis 20 Uhr) geöffnet sowie an Sonn- und Feiertagen von 15 bis 18 Uhr.
Am 3. Jänner 1820 erfolgte die Gründung eines Lesevereins. Obwohl der monatliche Mitgliedsbeitrag mit drei Gulden als ziemlich hoch zu bezeichnen war, betrug die Zahl der Mitglieder schon bei der Vereinsgründung 171 und erreichte 1834 mit 304 Mitgliedern ihren Höchststand. Für weibliche Leser wurde folgende Bestimmung in das Statut aufgenommen: "Damen, welche für ihre Person an der Lektüre der Zeitschriften teilnehmen wollen, können dies durch Stellvertretung eines Herrn, indem sie dieselben unter seinem Namen und unter den für alle Mitglieder festgesetzten Bedingungen entlehnen." Leider vermochte der Leseverein gegen Ende der Biedermeierzeit dem Konkurrenzdruck von Geselligkeitsvereinen mit Lesegelegenheiten nicht mehr standzuhalten und löste sich schließlich am 18. August 1871 auf.
Ein besonderer Fund wurde nun in den Archivbeständen der Steiermärkischen Landesbibliothek gemacht: die "Eintritts-Karte in die erweiterte Leseanstalt am Joanneum". Datiert mit 1. März 1843 wurde sie in Graz für Herrn "Leopold Steinlechner, Berg- und Hüttenverwalter zu Oeblarn" ausgestellt und wies einen für die Dauer eines halben Jahres währenden Mitgliedsbeitrag von 7 Gulden und 12 Kreuzer aus - dazu kam noch ein Gulden für das Porto. Handschriftlich wurde dazu vermerkt: "zusammen 8f 12x; da aber 8f 30x eingesendet wurden, so wird der Ueberschuß von 18x von dem nachsten Semestralbeitrage abgerechnet werden."