Renaissance-Stücke der Landesbibliothek in der Neuen Galerie Graz
Werke von Kepler und Lauterbach in der Ausstellung „Idee und Form. Mathematik und die Schönheit der Wissenschaft“

Graz (28.02.2014). - Einzigartige Werke der Landesbibliothek aus den Bereichen Mathematik und Astronomie werden bis 11. Mai 2014 erstmals in der Ausstellung „Idee und Form. Mathematik und die Schönheit der Wissenschaft" gezeigt, die am 26. Feber 2014 im Beisein von Kulturlandesrat Christian Buchmann in der Neuen Galerie im Grazer Joanneumsviertel eröffnet wurde. „Naturwissenschaften und Technik haben nicht nur die Kunst- und Kulturgeschichte geprägt, sondern sind auch eine wichtige Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg", unterstrich der Landesrat dabei. Gerade die Mathematik sei ein wesentlicher Bestandteil vieler Berufe. "Umso wichtiger ist es, sie von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Ich bin überzeugt davon, dass dieser historische und ästhetische Zugang zu naturwissenschaftlichen Prinzipien viele Menschen begeistern wird, und ich freue mich, dass sich im Joanneumsviertel nun zwei Ausstellungen auf völlig unterschiedliche Art mit Mathematik auseinandersetzen", sagte Buchmann.
Die im Grazer Joanneumsviertel unmittelbar benachbarte Steiermärkische Landesbibliothek hat zu der Ausstellung des Universalmuseums Joanneum einige ihrer wertvollsten Unikate beigesteuert, darunter etwa
- einen Sternenkalender des berühmten Mathematikers Hieronymus Lauterbach aus dem Jahr 1572 sowie dessen so genanntes "Äquatorium", also einen der ersten neuzeitlichen Sternenhöhenmesser (siehe Foto rechts)
- einen Kepler-Kalender für das Jahr 1599
- ein Rechenbuch sowie ein dreibändiges Werk über das Messen und Vermessen aus der Zeit der Renaissance.
Die Ausstellung präsentiert insgesamt mehr als 200 Objekte erstmals der Öffentlichkeit, zum Beispiel die erste handschriftliche deutsche Übersetzung von Nikolaus Kopernikus' Hauptwerk "Über die Umschwünge der himmlischen Kreise" (eine Leihgabe der Universitätsbibliothek Karl-Franzens-Universität Graz) sowie Werke aus den Sammlungen der Neuen Galerie Graz, der Alten Galerie und der Kulturhistorischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum. Sie geben einen Überblick, wie vielfältig sich Mathematik auf die Kunst- und Kulturgeschichte ausgewirkt hat.
Die neue Ausstellung ist eine Weiterführung der Schau "Matheliebe" im Naturkundemuseum Joanneum. Den Anfang machen mathematische Erkenntnisse und Leistungen, die durch mittelalterliche Handschriften sowie Mess- und astronomische Geräte dokumentiert werden. Zu sehen sind unter anderem Schriften von Albrecht Dürer, vom deutschen Rechenmeister Adam Ries oder auch Arbeiten von Mathematikern wie Johannes Kepler, Hyronimus Lauterbach und Paul Guldin, die in Graz tätig waren.
Von der Mathematik in die Kunst
Umfangreich ist vor allem der zweite Ausstellungsteil, der anschaulich darstellt, wie das mathematische Prinzip auf unterschiedlichste Weise von bildenden Künstlern umgesetzt worden ist. Dabei zeigt sich, dass ein methodisch-logischer Ansatz immer wichtiger wurde im Schaffensprozess, was unter anderem in den Arbeiten des Konstruktivismus, Minimal Art oder auch Kinetischer Kunst sichtbar wird. Als Beispiel dafür ist in der Ausstellung eine raumfüllende Objektinstallation von Peter Kogler zu sehen, die eigens für diesen Anlass entstanden ist.
Ab den späten 1960er-Jahren wird der Einfluss der Computerkunst (Antonio Calderara, Mario Merz) sichtbar. Den Abschluss der am Mittwochabend eröffneten und von Peter Peer, Helga Hensle-Wlasak und Ulrich Becker kuratierten Schau bilden Werke einer kalkulierten, konzeptuell systematisierten Kunst von Richard Kriesche, Gustav Zankl oder auch Giovanni Morandini.
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